(c) Horst Zoeller, 2018-2021, 5. Ausgabe, 3. Januar 2021

Jugend- und Kriegsjahre

Alfons Pützer wurde am 3. August 1918 als Sohn des Drechsler-Meisters Friedrich Pützer und seiner Frau Theresa Diestelrath in Bonn geboren. Alfons Pützer war der letzte von sieben Söhnen der Familie. Der Vater unterhielt in Bonn einen angesehenen Drechslerei-Betrieb, den er in den 20er Jahren zu einem mittelständischen maschinellen Handwerksbetrieb ausbaute. Alfons Pützer wuchs im Umfeld dieses Familienbetriebs in Bonn mit seinen älteren Brüdern auf.

Friedrich Pützer und Therese Distelrath

Pützer-Brüder in den 30er Jahren

Seine Leidenschaft für die Fliegerei entdeckte Alfons Pützer in den 20er Jahren als 1927 die ersten Passagierflugzeuge vom Typ Junkers F13 auf dem Rhein bei Bonn landeten. Es gelang dem jungen Alfons Pützer an einem der teuren Rundflüge über Bonn teilzunehmen. Der Besuch des Luftschiffs "Graf Zeppelin" in Bonn und die Landung des Riesenflugboots Dornier Do X im folgenden Jahr festigte Pützers Faszination für die Luftfahrt.

Der junge Alfons Pützer widmete sich daraufhin dem Modellbau. Nach gekauften Bauplänen fertigte Pützer in der väterlichen Werkstatt die Holzbaugruppen für seine Flugmodelle, die er anschließend praktisch erprobte. Dabei variierte Pützer allmählich die Bauplanvorgaben, um die Wirkung einzelner Baugruppen kennenzulernen. In den 30er Jahren entstanden dann erste eigene Modellpläne, nach denen Pützer seine ersten eigenen Flugmodelle baute.

Kalkuhl Gymnasium in Bonn Oberkassel

Seit 1930 besuchte Alfons Pützer das Kalkuhl Gymnasium in Oberkassel. Hier lernte er die Brüder Reimar und Walter Horten kennen, die 1930 bereits mit dem Bau eines eigenen Segelflugzeugs begonnen hatten. Alfons Pützer beteiligte sich an den Arbeiten der beiden Horten-Brüder, die sowohl theoretisch als auch experimentell die Eigenschaften bestimmter Baugruppen ihres Nurflügel-Entwurfs untersuchten.

Seinen Pilotenschein erwarb Alfons Pützer im März 1936. Auf dem Flugplatz in Bonn-Hangelar hatte Alfons Pützer inzwischen für den örtlichen Flugsportverein die Leitung beim Bau einer Grunau Baby II übernommen.

Nach Abschluss seines Abiturs am Kalkuhl Gymnasium im Frühsommer 1938 wurde Alfons Pützer zum Wehrdienst einberufen. Die Absicht zur Aufnahme eines Ingenieurstudiums an der Technischen Hochschule Aachen im Herbst 1939 wurde durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhindert. Pützer nahm an den ersten Kampfhandlungen als Angehöriger eine Flugabwehr-Einheit teil.

Erst im Herbst 1941 wurden Angehörige der Wehrmacht als Nachwuchskräfte für die deutsche Luftfahrtindustrie wieder für Studienzwecke zeitweilig freigestellt. Auch Alfons Pützer wurde dafür im Winter 1941/42 vom Kampfeinsatz freigestellt und nahm an der TH Aachen das Ingenieurstudium auf. Während der Sommermonate 1942 und 1943 mussten die Studenten den Vorlesungsbetrieb unterbrechen und zu ihren Kampfeinheiten zurückkehren.

Während des Studiums gehörte Alfons Pützer zu den Mitbegründern der wieder reaktivierten Flugtechnischen Fachgruppe (FFG) an der TH Aachen, die ab 1943 Forschungsaufträge der Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug DFS erhielt. Um die Forschungsarbeiten der DFS zeitlich nicht zu verzögern, wurde Alfons Pützer auch im Sommer 1944 vom Frontdienst freigestellt.

Nachdem die Forschungsarbeiten in Aachen bei Heranrücken der amerikanischen Truppen im Spätherbst 1944 abgebrochen werden mussten, kam Alfons Pützer auf spezielle Anforderung seines Jugendfreunds Reimar Horten im Winter 1944  zum Luftwaffenkommando IX in Göttingen, wo Reimar Horten an der Konstruktion des Amerika-Bombers Horten H.VIII arbeitete. Alfons Pützer übernahm die Aufgabe der Konstruktion des Rumpfteils und des Fahrwerks dieses Nurflüglerflugzeugs. Teile der Konstruktion waren bereits abgeschlossen, als die alliierten Truppen Göttingen erreichten und die Arbeiten abgebrochen wurden.